Umgang mit Internetbewertungen

Für das bestmögliche Gelingen einer Psychotherapie sind zwei  wichtige Gegebenheiten Voraussetzung, wie in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte:

So ist erstens die innere Motivation, tatsächlich schwierige Punkte im eigenen Leben anschauen und diese verändern zu wollen, eine ganz wesentliche Voraussetzung für eine positiv verlaufende Psychotherapie. Wer hierzu (noch) nicht bereit ist oder gar in Therapie „geschickt“ wird, sollte mit einem Therapiebeginn noch warten, denn der „innere Widerstand“ wird einen Erfolg vereiteln und die Enttäuschung darüber groß werden lassen.

Als zweiter wichtiger Baustein einer gelingenden Therapie ist die positive und möglichst vertrauensvolle Beziehung zur Therapeut*in zu sehen: wenn „die Chemie“ zwischen den Beteiligten nicht stimmt, ist die Gefahr groß, dass sich negative Affekte in die Therapiebeziehung einschleichen und diese massiv behindern. Ein positives Vertrauen dagegen wirkt wie ein Katalysator.

Respekt für uns selbst leitet unsere Moral; Respekt für andere leitet unsere Manieren.

Laurence Sterne

Wie alle Therapeut*innen möchte auch ich das bestmögliche Ergebnis für meine Patient*innen erreichen. Deshalb werden diese beiden wichtigen Bausteine einer gelingenden Therapie von mir im Rahmen der Vorgespräche vor Beginn der eigentlichen Therapie abgeklärt. Dennoch kann es einmal im Laufe einer Therapie zu Unstimmigkeiten oder Missverständnissen kommen: gerade dann ist es entsprechend wichtig und notwendig, darüber ins Gespräch zu kommen, weshalb ich Patient*innen immer dazu ermutige, auch negative Gefühle bezüglich der Therapie offen anzusprechen. Manchmal sind dies ganz besonders die Momente, die einen „inneren Widerstand“ sichtbar machen und dann gewinnbringend geklärt werden können.

Nun ist es in Zeiten von Social Media und zunehmender Internetrecherche durchaus üblich, sich vor Beginn einer Therapie über die Person der Therapeut*in über Internetbewertungen zu informieren. Dazu gibt es einerseits die üblichen „Arzt-Bewertungsportale“ wie z.B. Jameda und Sanego, bei denen tatsächlich nur nach real stattgefundenen Therapien bewertet werden kann. Da allerdings im Rahmen einer länger laufenden Psychotherapie ein persönliches Abschlussgespräch mit entsprechendem Feedback stattfindet und Psychotherapie-Patient*innen in der Regel ungern eine „Internetspur“ ihrer Therapie hinterlassen wollen, werden entsprechende (dann in der Regel positive) Abschlussbewertungen selten gepostet.

Anders so bei Google: Hier findet keine Überprüfung statt, ob überhaupt eine Therapie stattgefunden hat oder ob eine (dann negative) Bewertung z.B. als Reaktion auf Ablehnung der Ausstellung eines Attestes/Krankschreibung/Rentenantrag getätigt wurde. Stattdessen ruft eine negative Bewertung zusätzlich sofort „Trittbrettfahrer“ der Bewertungsindustrie auf den Plan: plötzlich trudeln gehäuft Angebote zur „Optimierung des Internetauftritts“ ein, die gegen Zahlung entsprechend hoher Euro-Beträge gefälschte „Lobesbewertungen“ ins Netz, insbesondere bei Google stellen. Reagiert man auf diese „Angebote“ nicht (d.h. investiert keine Euros in diese Fake-Bewertungen) ist die nächste negative Bewertung als Druckmittel zum Abschluss des Vertrages „vorprogrammiert“. Als Alternative kann man über „Verschwendung“ von ebenso hohen Euro-Beträgen versuchen, eine Rechtsanwaltskanzlei mit der Tilgung dieser Fake-Bewertungen zu beauftragen.
Ich lasse es in der Regel einfach so stehen und vertraue darauf, dass reflektierte Menschen nicht so sehr auf „Dr. Google“ und nicht überprüfbare Internetbewertungen schauen und deshalb sich nicht davon abhalten lassen, sich eine eigene Meinung über mich als „reale Therapeutin“ zu bilden.